Die Pflege unseres Körpers, unsere Hygiene und Body-Kosmetik sind für uns selbstverständlich. Uns zu duschen, zu waschen und zu pflegen, dient zu allererst unserem Wohlbefinden. Körperpflege und Kosmetik sind aber auch Ausdruck sozialer Rücksichtnahme: Das tägliche Duschen, Waschen und Pflegen mit wohlriechenden Substanzen minimiert unsere Körpergerüche und gestaltet unser Aussehen so angenehm wie möglich. Dies ist in den Zeiten des Internets, in der Begegnungen und vor allem Erstkontakte oft doppelt zählen, von besonderem Wert.
Sich nicht zu pflegen, ist aber auch gesundheitlich problematisch. Spätestens wenn die Haut glanzlos und schuppig ist, sich trocken und rau oder ölig anfühlt, solle man sich um die Hautpflege kümmern. Besonders Gesicht und Hände sind ständig Umweltreizen wie Sonne, Schmutz- und Staubpartikeln ausgesetzt. Oftmals reagieren sie sensibel, und es können Ekzeme bis hin zu Dermatosen entstehen. Die typgerechte Pflege von Gesicht, Händen und Körper schützt uns gegen Schmutz und Erkrankungen, stärkt unser Immunsystem und schenkt uns eine weiche, glatte und gesunde Haut!
Die Pflege der Haut mit Creme, Wasser, Seife, Öl oder Lotion zieht sich durch die Menschheitsgeschichte. Schon in der Jungsteinzeit nehmen die Menschen Schwitzbäder und benutzen Knochen- und Holzkämme. Um 4.500 v. Chr. stellen die Sumerer Seife aus Ölen und Pottasche her, und den Babyloniern gelingt es erstmals, aus Pflanzenaromen, Fetten und Ölen Salben zu kreieren. Mit der Entwicklung der Zivilisation sind Dampfbäder und Salbungen dann eng mit der kultischen Reinigung verbunden. Rituell ist auch das Kräuterkauen. Es herrschen strenge Reinigungsvorschriften. So besagt eine Hieroglyphen-Vorschrift im ägyptischen Tempel von Esna: Männer müssen sich vor dem Betreten reinigen und an Kopf und Leib rasieren.
Ob kultisch, zu Hygienezwecken oder, wie in Ägypten, Griechenland und Rom, als Wellness: Bäder und Salbungen, etwa mit Myrrheöl, dienten natürlich stets dazu, die Elastizität der Haut zu erhalten. Denn die dünne menschliche Fettschicht ist nicht dafür geschaffen, extreme Wetterbedingungen auszuhalten. Ölungen sind immer auch Sonnenschutz.
Im von Kriegen und Seuchen geprägten Mittelalter gerät das alte Wissen über Kanalisation und Hygiene verloren. Heilern, Ärzten und Geistlichen wie der Heiligen Hildegard von Bingen (1098-1179) ist es vorbehalten, Kräuterrezepturen zu kreieren und zu verabreichen. Während die Adligen im Barock bis hin zur Renaissance Eau de Toilette benutzen, statt sich mit dem häufig verseuchten Wasser zu waschen, sind die Badehäuser verrufene Treffpunkte des einfachen Volkes. Erst der Bakteriologe Robert Koch (1843-1910) entdeckt, dass Keime und dadurch verseuchtes Wasser die Krankheiten verursachen und nicht Flüche, Sünden oder bestimmte Personengruppen.
Mit der Seuchenhygiene entwickelt sich Ende des 19. Jahrhunderts die Pflegekosmetik. Saunen und Bäder erleben eine Renaissance. Aus Friseurstuben, Apotheken und Kosmetiksalons entstehen Start-ups der Kosmetik und Pflege, von den viele zu Weltunternehmen werden: Shiseido (1872, Arinobu Fukuhara), Elizabeth Arden (1910, Florence Nightingale Graham) oder WALA (Rudolf Hauschka, 1935). Nach dem Zweiten Weltkrieg boomt das Kosmetik-Business weiter: ob mit Estée Lauder (1946), Babor (1965) oder Börlind (Annemarie Lindner, 1959).
Natürliche Substanzen und synthetisch hergestellte Kosmetik-Grundstoffe verschmelzen im Laufe der Jahrzehnte zu immer neuen Wirkstoffen. Ob Beautylabel wie Betty Barclay oder Chanel, Kosmetikriesen wie L'Oréal oder Bio-Nischenlabel wie Nuxe: Alle wollen am kosmetischen Boom teilhaben und entwickeln stets neue Haut- und Haarpflegeprodukte. Die heutigen Pflege-Labors arbeiten an den gleichen Fragestellungen wie die Heiler der Antike: Ist das Mittel effizient? Ist es gut verträglich, stabil und haltbar?
Bereits die Sumerer, Ägypter und Inder experimentierten mit Ölen, Kräutern, Salzen und Wachs, um zu konservieren. In Kleinasien gewannen Färber einen der ersten Emulgatoren, Türkischrotöl, aus Wasser und Schafsmist. Das von Ägyptern und Griechen synthetisierte Bleicarbonat, über Jahrhunderte als Bleichmittel populär, wurde allerdings 1840 als giftig erkannt und 1887 in Deutschland verboten. Dafür wird 1862 die Vaseline entdeckt, 1882 das wasserlösliche Wollfett Lanolin und 1911 von Nivea Eucerit als Salbengrundlage. Hormoncremes, Collagen und Hyaluronsäure sind die Meilensteine der Anti-Aging-Pflege - überholt nur von der Biokosmetik, die sich wieder traditioneller Beauty-Rezepturen entsinnt wie der Veilchensalbe Elisabeth von Bingens, Milch-Honig- und Rosenöl-Pflegeprodukten.
Die sogenannte INCI, die Liste aller Inhaltsstoffe in Kosmetik, ist seit 1997 vorgeschrieben. Sie betrifft Duschbäder, Gesichtscremes und Lotionen ebenso wie Lichtschutzpräparate und Make-ups, Puder, Nagellacke, Reinigungsmilch und -wasser, Zahnpasta und Haarpflegeprodukte. Die Deutsche Gesellschaft für Hautgesundheit ist Anlaufstelle für alle, die sich über die Inhaltsstoffe informieren wollen. Ein Blick in die INCI-Liste lehrt, dass viele Inhaltsstoffe, die kritische Namen tragen, zum Glück unbedenklich sind. Dazu gehören Alkohol und Cetylalkohol, antibakteriell wirkendes Kupfer und das entzündungshemmende Natriumsalz Sodium Salycilate.
Auch Retinol und Peptide, beide wirken zellaufbauend, sind gut verträglich. Ebenso die Sonnenschutzfilter Ethylhexyl Salicylate und Diethylamino Hydroxybenzoyl Hexyl Benzoat.
Frauen mit empfindlicher Problemhaut, denen INCI nicht vorliegt, können sich auch der folgenden Sustanzen auf jeden Fall sicher sein:
- Glyzerin ist eine Feuchtigkeitsquelle und auch für Allergiker geeignet.
- Hyaluronsäure wirkt gegen Fältchen und bindet Feuchtigkeit.
- Lecithine wirken rückfettend und stärken die Hautbarriere.
- Pektine stabilisieren und binden Feuchtigkeit.
- Urea - Harnstoff - ist geeignet für die Pflege trockener Haut.
- Milchsäure spendet Feuchtigkeit und macht die Haut geschmeidig.
Alle Stoffe bis auf die Pflanzenpektine kommen von Natur aus im menschlichen Körper vor und sind deshalb besonders verträglich.
Wer gezielt wissen will, welche Pflegeserie für ihn infrage kommt, kann seinen Hauttyp in den folgenden drei Schritten ganz einfach selbst bestimmen. So fällt die Suche nach der passenden Pflegeserie samt Anwendung leicht.
Und so geht's:
- Die Haut reinigen: Zunächst wird die Haut gründlich mit einer Waschlotion gereinigt, die Schmutz und Make-up-Reste entfernt. Ein weiches Pad oder Mikrofaser-Tuch hilft beim schonenden Trockentupfen.
- Die Haut atmen lassen: Das gereinigte Gesicht benötigt 15 Minuten Ruhe, bevor es weiter geklärt und gepflegt wird. Denn pure Luft ist der beste Zwischenschritt, auch für die tägliche Pflege.
- Die Haut beobachten:
- Fühlt sie sich geschmeidig und entspannt an? Dann ist die Haut normal. Sie verträgt ein alkoholisches Gesichtswasser und eine Hautpflegeserie für die normale Haut, wobei die Nachtpflege reichhaltiger sein darf als die Tagescreme.
- Spannt die Haut? Dann ist sie trocken und verträgt kein alkoholisches Gesichtswasser. Schonender sind Reinigungsöle. Morgens genügt eventuell ein Frischekick, etwa mit Thermalwasser. Die trockene Haut benötigt viel Feuchtigkeit und Pflege, wobei auf reizende Inhaltsstoffe verzichtet werden sollte.
- Glänzt die Haut nach der Reinigung ebenso wie zuvor? Dann ist sie fettig und sollte morgens und abends mit alkoholhaltigem Reinigungswasser tonisiert werden. Leichte Creme-Gels versorgen sie sanft mit Pflegestoffen. Ein Fruchtsäurepeeling entfernt Hornschüppchen und wirkt antientzündlich.
- Spannt die Wangenpartie, während Stirn und Kinn glänzen? Dies weist auf eine Mischhaut hin. Ideal ist dann ein sanft reinigendes Waschgel, gefolgt von der Reinigung mit einem wenig alkoholhaltigen Gesichtswasser. Die T-Zone - Stirn, Nase und Kinn - wird anschliessend mit einem leichten Fluid gepflegt, die trockene Augen- und Wangenpartie mit einer reichhaltigeren Pflege.
- Ist die Haut gereizt und gerötet, nur durch das Waschen? Dann ist sie empfindlich und sollte sanfte Feuchtigkeitssubstanzen wie Linolensäure und Aloe Vera erhalten. Die Nachtpflege sollte reichhaltig sein, damit die Haut nicht austrocknet.
- Für die fettige Haut ist leichte Öl-in-Wasser-Creme (O/W) geeignet. Diese leicht wässrige Emulsion hat einen Wasseranteil von ca. 80 Prozent.
- Für die trockene Haut eignet sich die Wasser-in-Öl-Creme (W/O). Sie hat einen geringeren Wasseranteil und besteht zu ca. 60 Prozent aus Öl.